Mein Vater hat immer gesagt: „Busfahren verdirbt den Charakter.“
Diese Erinnerung einer Frau an den Beginn ihres Berufslebens in den 1950er-Jahren zeigt die Skepsis mancher Familien gegenüber der Arbeit ihrer Töchter außerhalb des Dorfes – in den Augen der Daheimgebliebenen die schlechteste Variante, da sich die betroffenen Frauen der sozialen Kontrolle der Dorfgemeinschaft entzogen und am Ende oft nicht mehr in das Dorf zurückkehrten.
Industrie-Zweigstellen in den Vorarlberger Talschaften brachten zwar eine Verbesserung, aber auch gegenüber diesen Arbeitsplätzen herrschte zum Teil Skepsis. Eine verbreitete Sorge bestand darin, dass junge Frauen durch die Gewöhnung an eine geregelte Arbeit und freie Wochenenden „dem Haushalt und der Landwirtschaft entfremdet würden“, wie es in einer Sozialstudie Ende der 1960er-Jahre hieß.